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Oberweissbacher Bilder & Geschichten - 5


Nachdem bisher fast ausschließlich von und über Oberweißbach berichtet wurde, soll  dieser Beitrag (ebenfalls von Ulla Heinze ) die Geschichte eines Berges sein wo heute die Meuselbacher Kuppe steht.

Die ersten Bewohner am Fuße des Kuppenberges siedelten sich im 14. Jahrhundert an. Der Ort wurde 1354 (also sogar früher wie Oberweißbach) erstmalig urkundluch erwähnt als kleine Siedlung unter dem Namen Mey-zil-bach. Genau wie in den anderen Waldgebieten führten die ersten Siedler, angelockt durch den Waldreichtum, ein hartes und entbehrungsreiches Leben; als Köhler, Harzscharrer, Pechsieder und Holzfäller. Der Berg mit seinem Waldreichtun bot viel Wild, Beeren, Pilze, Heilkräuter und Erze.

Das Kuppengebiet besteht aus eisenhaltigen Quarziten, die im 17. Jahrhundert abgebaut wurden. Ältere Meuselbacher ( oder Misselmicher ), die ihren Kuppenberg kennen können uns heute noch Stollen aus dieser Zeit zeigen. Der Flurname "die Ladstedt" war die Ladestelle, von wo aus das Erz zur Verhüttung nach den Eisenhämmern ins obere Schwarzatal transportiert wurde.

Nicht nur heute die Urlauber ( auch Luftschnapper genannt ) sondern auch schon früher zog es Viele in unsere schöne Gegend. Damals waren es die Fürsten, unsere damaligen Landesherren. Ihre Untertanen ließen alles über sich ergehen und übergaben noch stolz ihre schönsten Gebiete, wo Lustschlösser und Jagdhütten errichtet wurden. So willigten die damaligen Meuselbacher ein, daß die Hochfürstliche Durchlaucht acht bis zehn Äcker Landes auf dem Berg und die Spitze desselben für wenig Geld dem Hochfürstlichen Ministerium überließen. Das war im Jahre 1842.  Der "Allergnädigste Landesvater" - Fürst von Schwarzburg - Rudolstadt bekam sogar den Teil als Geschenk übereignet. Dabei ging es den Menschen nicht mal gut.

Ein Beispiel aus einem Gemeinderatsprotokoll von Meuselbach zeigt wie rechtlos die Besitzlosen waren:

Ein Georg Nicol August Henkel aus Meuselbach fragt an, ob seine zukünftige Ehefrau im Ort aufgenommen werden könnte ? Seine Eltern besaßen nur ein halbes Wohnhaus und drei Kinder. Seine Zukünftige besitze nur einige Taler in der Sparkasse zu Königsee. Und was beschloß der Meuselbacher Gemeinderat ? Da der o.g. Henkel kein sicheres Gewerbe, kein Wohnhaus oder sonstiges Vermögen besitzt, so mußte die Aufnahme von der Hand ausgeschlagen werden. So machte die Armut dem jungen Paar die Eheschließung praktisch unmöglich.

Im Jahre 1887 errichtet der damalige Thüringer-Wald-Verein einen Schutzhütte, die dann 1911 zu einem Turm umgebaut und am 21. August eingeweiht wurde. Wie die Durchlaucht zu dem Eigentum gekommen ist, hatte sie längst vergessen und stellte schon am 29. August 1911 folgende Forderungen an den Thüringer-Wald-Verein: "Nachdem das fürstliche Ministerium, Abteilung Finanzen in Rudolstadt die Erlaubnis erteilt hat, den Aussichtsturm auf der Meuselbacher Kuppe zu errichten, darf keinerlei Eigentumsanspruch an Grund und Boden gestellt werden und auf Verlangen des fürstlichen Ministeriums sofort, ohne Entschädigung, zu beseitigen und der frühere Zustand wieder herzustellen sei". Die Meuselbacher und der Verein wehrten sich, aber letztendlich bleib ihnen doch nichts anders übrig als den Vertrag zuzustimmen.

Viel Leid und Elend hat der Berg im Laufe der Jahre erlebt, aber bestimmt auch viel Freude und Lebenslust seiner Anwohner !

Der Berg war Zeuge, als im Jahr 1626 fünfundsiebzig Menschen und 1635 hundersiebenundzanzig Menschen an der Pest starben. 1640 wurde das ganze Dorf von durchziehenden Marodeuren zum Teil verwüstet und die Einwohner flüchteten in die dichten Wälder, wo sie Rudeln von Wölfen ausgesetzt waren. 1691/91 fraßen Heuschreckenschwärme alles Getreide und Gras. 1726 geb es dann noch eine Raupenplage, die sämtliche Obstbäume vernichtete. 300000 Taler forderte das Fürstentum Schwarzburg - Rudolstadt obendrein noch in diesen Jahr als Abgabe von den geplagten Volk, wo das Gespenst des Hungers umging.

Lange Zeit gab es auch Streit zwischen den Gemeinden Cursdorf und Meuselbach um die Namensgebung der "Kuppe". Durch die Schenkung an den Fürsten, gehörte das Kuppengebiet zum Forstamt Cursdorf, so solle sie auch "Cursdorfer Kuppe" heißen. Doch die Meuselbacher setzten ihr Recht durch und verzichteten sogar auf die Spende Holz die ihnen von den Cursdorfern angeboten wurde.

So heißt Sie nun " Meuselbacher Kuppe " auf Cursdorfer Boden und in Meuselbacher Eigentum und ist heute das höchstgelegene Ausflugslokal der Bergbahnregion auf 789 m über NN und erwartet Ihren Besuch !

Und hier noch ein orginal Oberweißbacher Rezept aus der historischen "Arme-Leute-Küche"

Buttermilchbrüh und Zämpe - für ca. 3 Personen

die Buttermilchbrüh: Zutaten: 1 Liter frische Buttermilch, 1 Prise Salz, 1 Eßlöffel Butter, 2 Eßlöffel Zucker, 1 Prise Zimt, 2 Eßlöffel Mehl (zur verfeinerung des ganzen kann man noch ein Eigelb unterziehen).  Zubereitung: alee zutaten in einen Kochtopf gut verquirlen und anschließend im Wasserbad kochen.

Zämpe - 6 große Kartoffeln schälen, weich kochen und das Wasser abgießen. Mit salz und ca. 3 Eßlöffel Kartoffelstärke zu einen zähen Brei verarbeiten. Schon ist die Zämpe fertig, die man nach belieben mit etwas guter Butter noch verfeinern kann.

Einen guten Appetit !

Wer noch mehr wissen möchte, im Teil 6 geht es weiter !