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Oberweissbacher Bilder & Geschichten - 6


Das Schlachtfest

(mit freundlicher Genehmigung von Klaus Götze aus seinem Buch „Eawerwißbcher Allerlei“)

 In den schlechten Kriegs- und Nachkriegsjahren spielte beim Überleben die Selbstversorgung eine wesentliche Rolle und wer konnte der hielt sich Hühner, Kaninchen und Ziegen sowie ein Schwein. Alle Küchenabfälle , angehackte Kartoffeln, Getreide , Rüben wurden an das Schwein verfüttert. Wenn das Schwein ein hohes Gewicht und viel Fett hatte war es schlachtreif. Meist wurde bei Frost so Ende Januar bis Mitte Februar geschlachtet.

Vor dem Schlachtfest musste noch viel erledigt werden. So musste Rindfleisch zum Haltbarmachen der Knackwürste besorgt werden, dazu zusätzlich Därme, Pfeffer, Salz, Majoran, Kümmel und Knoblauch.

Wenn es dann soweit war wurde das Schwein vom Metzger mit einen Bolzenschussgerät getötet, dann die Halsschlagader durchtrennt und das Blut in einem großen Blecheimer aufgefangen, wobei das Blut ständig gerührt werden musste damit es nicht gerann.

Alles wurde vom Schwein verarbeitet und selbst der Staat hatte seinen Anteil daran. Als Gratisabgabe musste die gesamte Decke oder Rückenschwarte an die Veterinärbehörde abgeben werden die die Decke an die Lederfabrik Königsee zum Gerben weitergab woraus letztlich Schuhe gefertigt wurden.

Über die weitere Verarbeitung möchte ich hier nicht eingehen. (Ausführlich kann man das Nachlesen im o.g. Buch von Herrn Götze).

Es dauert jedenfalls den ganzen Tag bis zum späten Abend bis alles geschafft ist und das gemeinsame Festessen stattfinden kann. Dazu gibt es Schnitzefleisch , Nierchen und Rüssel sowie Blut- und Leberwurst und gebackenes Blut auch „Schweiß“ genannt mit deftigen Sauerkraut und Bier. Natürlich dürfen auch die Thüringer Klöse nicht fehlen. Die übrig gebliebene Fleisch- und Wurstbrühe und natürlich auch die Klöse wurden als Schlachtschüssel an die Verwandtschaft und Nachbarn verteilt. Das war so Sitte und Hilfe in der Not.

Wer das Gericht ausprobieren möchte, kann schlachtfrisches Blut beim Metzger kaufen.

Hier ist das Rezept Für ca. 3 Personen:

 1 Liter Blut,      1/2 Liter Milch,  1 Ei,  ½  altbackene Semmel,  50 Gramm Speck,  1 große Zwiebel, 2 Zehen Knoblauch  und  dazu Gewürze Salz, Pfeffer, Majoran

 Zubereitung:

 Speck, Zwiebel und Knoblauch schneidet man klein und brät das ganze in einer Pfanne an. 

Die Semmel zerkleinert man und weicht sie in die Milch ein. Danach rührt man noch ein Ei darunter und gibt das Blut hinzu. Man würzt danach mit Salz, Pfeffer und Majoran und verrührt das ganze kräftig und lässt das Ganze etwa 45 Min bei 200 Grad in einer Auflaufform backen, bis sich eine schöne knusprige Kruste bildet.

Die Verwendung von frischem Blut in der Küche erscheint vielen heutzutage befremdlich. So hat das hier beschriebene Gericht seine Liebhaber wohl vor allem in der älteren Generation. Tatsächlich gehört Blut neben den Innereien aber zu den nahrhaftesten Bestandteilen von Schlachttieren und enthält insbesondere viel wertvolles Eiweiß und Eisen. Kein Wunder also, dass es in Zeiten, als man sich noch keine Gedanken über die Herkunft und Aufzucht der Schlachttiere machen musste, zu den von vielen geschätzten Köstlichkeiten gehörte, die rund um den Schlachttag angeboten oder an Verwandte und Nachbar ausgetragen wurden.

Ich wünsche ein gutes Gelingen und einen guten Appetit !