- DL 2 ARO - Mein Hobby und ich!


Mein Hobby


Warum will ein Junge von 14 Jahren das Funken lernen und findet auch noch Spass daran ?

 Schuld daran ist eigentlich mein damaliger Erdkundelehrer der Harry Winzer aus Cursdorf. In der Schule war es zu damaliger Zeit immer üblich gewesen, das am letzten Schultag vor den Ferien kein Unterricht gemacht wurde sondern es stand  immer an der Tafel „Es ist schon immer so gewesen, am letzten Tag wird vorgelesen“. Die meisten Lehrer hielten sich auch daran. Herr Winzer machte ebenfalls keinen Unterricht, er nahm aber auch kein Buch und las uns was vor, sondern er erzählte uns über seine Kriegserlebnisse als Funker bei der Luftwaffe. Die Geschichten waren viel spannender als sein Erdkundeuntericht, und sie  haben mich so begeistert das es nur einen Entschluß für mich gab, Funker zu werden.

 Aber wie wird man Funker ? In Oberweissbach war eine  Buchhandlung und da gab es die Hefte „Der Junge Funker“. Da stand das Morsealphabet drin und es waren auch noch ein paar andere nützliche Hinweise zu finden. Vor allen Dingen brauchte man eine Morsetaste. Die gab es bei der Frau Zerrenner im Elektrogeschäft. Nun noch eine Batterie und eine Lampe und man konnte morsen.

Inzwischen hatte ich auch erfahren das es in Oberweissbach schon in der Richtung etwas gab, der Götzens Erich muß da irgend etwas in der Konditorsbude machen und meine Nachbarn, die Brüder Thiedig waren ebenfalls dabei. Allerdings waren die auch schon ein paar Jahre älter. Das der Erich  Marinefunker war das wußte ich von meinem Vater.

Ich ging dann trotzdem hin , Haustür rein und dann hinten links.  Mir hat der erste Tag gut gefallen und da erfuhr ich dann das man zum Morsen erlernen auch noch einen Kopfhörer bracht. Eine Taste hatte ich ja und so ging ich noch einmal zur Zerrennern ins Elektrogeschäft und kaufte mir einen Kopfhörer für 15 Mark. Und dann konnte losgehen.

 

 

 

 

 

 

  



 ( Lernen von Morsezeichen in der Konditorsbude in Oberweißbach )

 



1964 traten wir der Gesellschaft für Sport und Technik ( GST ) bei und gründeten die Sektion Nachrichtensport. Wir bekamen deutsche Funkgeräte FK-1 aus dem 2. Weltkrieg.

Diese Funkgeräte wurden häufig aus dem Schrank genommen und wir konnten viele schöne Verbindungen rund um Oberweissbach tätigen und es passierte auch einmal das Gläserklingen aus einer Gaststätte durch den Hörer drang weil der Funker erschöpft und durstig war. Weiterhin leisteten sie uns gute Dienste bei der Absicherung von Wintersportwettkämpfen, so zum Beispiel beim nationalen Wettkampf im Abfahrtslauf von der Meuselbacher Kuppe nach Mellenbach und beim Skispringen in Oberweissbach.

 Hier noch eine kleine Episode:

1966 bekamen wir dann sogar ein eigenes Auto. Es war ein Funkwagen K-30 Koffer mit einer KW-Station FK 50. Hier wurde einige Male der Sonntagvormittag genutzt um den 10m-Mast aufzubauen.  Das Fahrzeug hatte aber auch so seine Mucken.So zum Beispiel waren wir auf der Fahrt zu einen Funkmehrwettkampf nach Bad-Salzungen. Fahrer war unser damaliger Kreisvorsitzender Hubert Müller. Mitten auf einem Bahnübergang sprang das Gasgestänge aus der Lagerung. Um weiterfahren zu können nahm ich auf dem Kotflügel Platz und betätigte den Vergaser mit der Hand.  Versucht das heute mal mit einem Auto.  Wir belegten von den 3 anwesenden Mannschaften einen hervorragenden 3. Platz  und gewannen ein Funkpult. Auf der Heimfahrt wurde dann erst einmal in einer Gaststätte in Sachsenbrunn Abendbrot gemacht und unser Erfolg gefeiert. Mitten in die fröhliche Runde trat plötzlich ein betagter Mann, hielt ein Stück Eisen in der Hand und sagte das  wir Das verloren hätten: Es war die vordere Kardanwelle unseres Funkwagens ! – Nur gut das er Allrad hatte – und das es ehrliche Leute gab !

 

 

 



Später wurden sie dann durch sowjetische Funkgeräte vom Typ R-105 ersetzt. Mit diesen Geräten nahmen wir an Bezirks- und DDR- Meisterschaften im Funkmehrkampf bis 1990 teil.



                                                 ( Pressemitteilung über einen Bezirkswettkampf )

 

( Funkmehrkampf, links bin ich )


1980 hielt der Amateurfunk Einzug in Oberweißbach. Gemeinsam mit noch 2 Kameraden legte ich die Amateurfunkprüfung ab und erhielt das Rufzeichen Y41TK. Somit war ich Mitbenutzer an der Clubstation in Neuhaus. Wir wollten natürlich dann auch eine eigene Clubstation haben und so setzte ich mich noch einmal auf die Schulbank und erhielt das Clubrufzeichen Y45ZK und gleichzeitig noch mein Privatrufzeichen Y23BK.

 

( QSL-Karte Clubstation )

 

 

( meine QSL-Karte )

 

 ( an der Clubstation am Teltow 215d )

 Mit der Wende wurde die GST aufgelöst, aus der Sektion Nachrichtensport wurde der Radioclub Oberweißbach, die Übernahme erfolgte dann durch den Deutschen-Amateur-Radio-Club und wurde ein Ortsverband mit den DOK X38. Die Rufzeichen wurden dann umgeschrieben, aus Y45ZK wurde DL0OBW und aus Y23BK wurde DL2ARO, meine QSL-Karte auf der Titelseite.

 

 

  45 Jahre Funksport in Oberweißbach - Ein Netz für alle Fälle

Von Funkamateuren - nicht nur - aus Oberweißbach und ihrem erdumspannenden Hobby

 (Von Michael Graf / erschienen in der OTZ am 09. Januar 2010 )

Wer die Namen der Vorstandsmitglieder liest, könnte meinen, es handelt sich
um ein "Familienunternehmen": Roland Witter, Vorsitzender, Doris Witter,
Kassenwart, Marco Witter, Diplommanager/Webmaster.

So ganz falsch ist dies auch nicht, wenngleich es nicht um eine Firma geht. Vielmehr pflegt die Familie Witter aus Oberweißbach ein gemeinsames Steckenpferd: den Amateurfunk. Dieser hat in der Fröbelstadt eine lange Tradition, wenngleich der Ortsverband des Deutschen Amateur-Radio-Clubs (DARC) keineswegs nur Mitglieder aus Oberweißbach hat. Das zeigt sich auch am "Rest" des Vorstands. Dieser kommt nämlich aus Cursdorf, Neuhaus, Rottenbach und Schmiedefeld. Und zum etwa 20-köpfigen Verein gehören noch Gleichgesinnte aus Großgölitz, Neusitz, Bamberg sowie sogar aus Ulm und Schwerte bei Dortmund.
2010 "nullt es" gleich mehrfach bei den Amateurfunkern: Vor 40 Jahren wurde die Grundorganisation Narva Oberweißbach der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) ins Leben gerufen, in der auch die damaligen Funkmehrkämpfer mit der Sektion Nachrichtensport ihren Platz hatten. Vor 30 Jahren hielt das "erdumspannende Hobby" Amateurfunk Einzug in Oberweißbach. Schließlich wurde vor 20 Jahren, am 25. April, der Radioclub Oberweißbach im Radiosportverband der DDR gegründet. Der Verband wurde mit der deutschen Wiedervereinigung aufgelöst, und der Club wurde zum Ortsverband im DARC, der eigenen Angaben nach drittgrößten Amateurfunkvereinigung weltweit. Die Wurzeln in Oberweißbach reichen jedoch sogar über 45 Jahre zurück: 1964 gründete sich eine Interessengemeinschaft Funken, zu der auch Roland Witter und sein jetziger Vorstandskollege Werner Hofmann zählten.
Funkmehrkampf in der GST, das bedeutete auch Sport bis hin zum
3000-Meter-Lauf, erinnert sich Witter.

Amateurfunk - mit staatlicher Lizenz - und Mehrkampf habe man zu DDR-Zeiten parallel betrieben. "Wir durften auch früher schon in alle Welt funken, bis auf Staaten, die eine Militärregierung hatten, zum Beispiel Chile, Israel und Südafrika", blickt der heute 60-Jährige zurück. Und: Man habe natürlich Sorge dafür getragen, "dass nichts Falsches ausgetauscht wurde". Schließlich kann bei dem generell offenen Funkverkehr ohnehin jeder mithören - einst wie jetzt.
Nach 1990 verstärkten sich die Funkkontakte in aller Herren Länder. Davon zeugen die QSL-Karten, mit denen jede Funkverbindung bestätigt wird. Die weitesten Kontakte reichen bis nach Japan und in die USA. "Darüber freut man sich besonders", bekundet der Ortsverbandschef. Ihr Domizil haben die Funkamateure seit 15 Jahren im Panoramahotel "Cursdorfer Höhe". Es passt gut, dass der Hausherr Rüdiger Czocherra, inzwischen auch Vorstandsmitglied, dem gleichen Hobby frönt. Hier haben die Funker ihre Clubstationsräume und auch ein Traditionszimmer mit vielen Sachzeugen ihrer Geschichte. Und in dem Hotel steht das Distriktausbildungszentrum für Lehrgänge zur Verfügung. Es war 2003 auf Initiative des Neuhäusers Gerhard Wilhelm entstanden, den die Leser des Rudolstädter Lokalteils dieser Zeitung von seinen Plaudereien übers Wetter her kennen. "Leider wird es aber vom Distrikt kaum mehr genutzt", bedauern Witter und Czocherra.

Eine weitere wichtige Jahreszahl für den Ortsverband ist 1997. Seitdem gibt es die Interessengruppe "Friedrich Fröbel" der Funkamateure. Diese vereint aktuell 314 Mitglieder und 51 Schlüsselstationen aus fast allen deutschen Bundesländern sowie aus Belgien, Kroatien, Ungarn, Österreich und der Schweiz. Jeden Sonntag treffen sich Interessenten aus diesem Kreis zu einer Funkrunde auf Kurzwelle. "Wir tragen damit den Gedanken Fröbels in die Welt hinaus und machen Oberweißbach populärer", sagt Roland Witter und nennt in diesem Zusammenhang zwei weitere "Nuller" 2010: Oberweißbach wird 640 Jahre alt, und vor 170 Jahren gründete Friedrich Fröbel den ersten Kindergarten.
Im Internetzeitalter drängt sich eine Frage natürlich auf: Ist der Amateurfunk noch zeitgemäß? Dazu kommt von den Oberweißbachern ein eindeutiges Ja. "Neben Tastfunk und Sprechfunk mit Englisch als Umgangssprache pflegen wir auch digitale Betriebsarten über Computer", schickt Witter voraus. Andererseits verstehe den Tastfunk, der nach wie vor dominiert, jeder, der das Morsealphabet gelernt hat. Und: "Ich gehe in den Wald, nehme meine Funkstation, baue eine Antenne auf und kann mich mit der ganzen Welt unterhalten." Um ins Internet zu kommen, brauche man in solchen Fällen immer ein Funknetz, für den Amateurfunk nicht, ergänzt Czocherra.
Auch wenn der Nachwuchs nur schwer für den Amateurfunk zu begeistert ist, glauben beide fest an seinen Fortbestand. "Wenn alles andere zusammen-bricht, gibt es ein Notfunknetz", meint Roland Witter, ohne damit den Teufel an die Wand malen zu wollen. Beim "Millenium", dem Übergang von 1999 zu 2000, seien solche Netze beispielsweise bei den Energieversorgern eingerichtet gewesen. Gebraucht wurden sie nicht, aber es ist gut, solche Optionen für den Fall der Fälle zu haben.

 

 

Bild 1:

Im Traditionszimmmer in der "Cursdorfer Höhe" zeigt der Vorsitzende des Ortsverbands Oberweißbach des Deutschen Amateur-Radio-Clubs, Roland Witter, ein zirka 40 Jahre altes Antennen-Anpassgerät.

 

 

Bild 2:

Vorstandsmitglied Rüdiger Czocherra im Stationsraum der Amateurfunker in Cursdorf. (Fotos: OTZ/Michael Graf)

 Der Zeitungsartikel der OTZ

 

 Weitere Informationen zu den Radioclub Oberweißbach findet Ihr unter www.rc-Oberweissbach.de !